"Wo sind die entspannten Männer?"
- Deborah Topehlen
- 6. Sept.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 9. Sept.
Gestern Abend war ich auf der Suche nach Stockfotos von entspannten Männern beim Nichtstun für einen Blogbeitrag. Ich suchte bei den großen Anbietern, die Millionen von Fotos vorrätig haben. Ich suchte auf Deutsch, ich suchte auf Englisch. Was ich fand, war wenig bis nichts.
Ein "man, peaceful" ist anscheinend ein Mann mit einer Frau im Arm, ein Mann der Football spielt oder eine Frau. Das waren zumindest die Top 3-Bilder, die mir angezeigt wurden. Ein "Mann, entspannt" hat entweder die 60 weit überschritten, raucht oder tut irgendwas. Das habe ich ohne Ende gefunden - Männer, die etwas tun. Als gäbe es Männer nur in diesem Zustand. Männliche Macher. Aber entspannte Männer, die nichts tun? Weitgehend Fehlanzeige. Und ich frage mich warum?

Wenn ein Bild mehr sagt als 1000 Worte, was sagt dann die Abwesenheit eines Bildes?
Durch das Erzählen von Geschichten vermitteln wir Menschen seit Anbeginn unserer Zeiten das, was wir für wichtig und wertvoll halten. Wir haben uns sehr wahrscheinlich Geschichten erzählt, lange bevor wir schreiben konnten. Die Inhalte der geteilten Geschichten stiften Identität und vermitteln Werte. Heutzutage erzählen vor allem Medien unsere Geschichten. Bücher, Filme, YouTube, Instagram, TikTok und vor allem Bilder. Was hängen bleibt, sind Bilder. Was nicht abgebildet wird, bleibt häufig unsichtbar und bekommt weniger Aufmerksamkeit . Es ist scheinbar nicht zeigens- und erstrebenswert. Und mir ist schmerzlich bewusst, dass "Mann, entspannt" nicht das einzige Bild ist, das uns fehlt.
Ich war betroffen gestern Abend und traurig. Weil ich weiß, wie schwierig es für viele Männer ist, mit dem Funktionieren & Performen aufzuhören und vollständig in der Gegenwart anzukommen. Wie laut der Kopf dann manchmal wird. Und wie unendlich schwer es sein kann, sich zu entspannen. Nicht abzulenken oder zu betäuben - sondern wirklich zu entspannen.
Dabei brauchen wir diese Männer so dringend. Die Männer, die meist nicht auf den Bildern zu sehen sind. Männer, die entspannt und wirklich präsent sind, tief verbunden mit sich & ihrer Welt. Und vielleicht war das Bild "Mann, entspannt" früher noch nicht ganz so wichtig, als das unglaublich schnelle Dauerfeuer der (sozialen) Medien noch Zukunftsmusik war. Aber heute - wir brauchen dieses Bild und wir brauchen es dringend.
Um gleich noch das nächste Fass aufzumachen - ich wollte auf mein "Mann, entspannt"-Bild nicht verzichten und habe dann Canva AI aufgemacht. Wenn man "eine Person" promptet, werden überirdisch schöne weiße Männer generiert. Wieder und wieder und wieder. Weiße Männer. Ich musste aktiv und sehr kleinteilig gegen diese schönen weißen Männer anprompten, um irgendwann ein Bild zu bekommen, das ich mochte. Wow, AI - da gibt es noch viel zu tun.. Aber das ist eine Geschichte für ein anderes Mal.
Mein erstes mit Canva AI generiertes "Mann, entspannt"-Bild könnte Ihr in meinem Blogartikel "SelbstEhrlichkeit: Dein stärkstes Tool, um Stress und Belastungen klar zu erkennen" sehen. Der AI-Mann sieht ein wenig traurig aus und ich fand das gestern Abend ganz passend.
Wow, das ist echt vielsagend und traurig. Wie du sagst, es wäre ein Gewinn für alle, wenn es mehr entspannte Männer gäbe. In Bildform und in echt.